KBS 758 Kalbe/Milde-Hohenwulsch

Dieser Streckenabschnitt wurde bis 2001 täglich befahren und war somit das letzte Stück der Altmärkischen Kleinbahn, welches durch die DB AG betrieben wurde. Gute unbekannte Fotostellen waren schwierig zu finden, aber diese gehören zu den schönsten die es in der Altmark gab! Es gab nur zwei Unterwegshaltestellen Neuendorf-Karritz und Berkau sowie den größeren Bahnhof Bismark, wo viele landwirtschaftliche Dinge umgeschlagen wurden. Da meine Schwiegereltern in Bismark wohnen habe ich gerade an diesem Teilstück oft fotografiert und so gut wie jeden Streckenkilometer gründlich inspiziert.

Gleich am Triebwagenschuppen gab es dann den gefährlichen ungesicherten Bahnübergang der Straße Kalbe-Altmersleben. Triebwagen der BR 171 waren in der Altmark oft in Verkehrsunfälle an den vielen unbeschranken Bahnübergängen beteidigt.
Auch "005" ist im Frontbereich schon wieder zerbeult und nur notdürftig repariert. Bei diesen Triebwagen fällt auch der Umbau auf die normalen geraden Frontfenster auf, da die gebogenen Panoramascheiben im RAW Halle/Saale 1990 sicher nicht mehr zur Verfügung standen. Dabei wurde die untere Fronthälfte nur ausgebeult und die großen herzförmigen Puffer blieben am Fahrzeug! "005" war damit optisch einmalig!

Die mechanisch gesicherte östliche Einfahrt von Kalbe/Milde wurde sehr selten fotografiert, da sie in einem schlecht zugänglichen dichten Baumtunnel lag. Das schöne Gittermastformsignal und die alte Fernsprechbude in Kombination mit 772 001-4 enschädigten dann doch für den etwas schwierigen Anmarsch im Jahr 1998. Hier zweigte im Krieg nach rechts auch das Gleis zum Goliat, dem stärksten und größten Langwellensender der Welt ab. Von hier wurden alle deutschen U-Boote geleitet!

500 m hinter dem Bahnhof wurde dann der namensgebende Fluß "Milde", am gerade renovierten Kurpark, von 771 005 erreicht und überquert. Dieser Fluß durchquert die gesamte Altmark und ändert dabei als Novum 3 mal seinen Namen! Aus Milde wird Biese und daraus wieder Aland! Auf den folgenden Altmarkseiten werden wir diesen Fluß noch mehrmals mit der Bahn überfahren.
Aus der Gegenrichtung gelang auch dieses Foto mit direkten Milde-Blick!

Gespeist wird die Milde hinter Kalbe in einem riesigen Niederungsgebiet vom Königs- und Secantsgraben, den 64 1491-6 mit ihrem planmäßigen Personenzug nach Hohenwulsch am 10. April 1994 überquert.

Auch mit den Triebwagen wirkte die Brücke über den Königsgraben stets reizvoll.
Der alte Bahnhof Neuendorf-Karritz wurde durch die direkte Straßenanbindung sehr oft fotografiert, lag aber immer ungünstig im Licht. Winteraufnahmen mit dem hier untypischen ex. Leipziger 771 034-6 sind dann doch sehr selten.
Der Stendaler 771 016 tauchte hier erst 1993 auf und ersetzte schon einige der defekten Salzwedeler Triebwagen. Trabbi und Hand-Güllepumpe bildeten hier nochmals einen recht historischen Rahmen, für den nach Kalbe fahrenden Triebwagen.
171 004-5 fährt aus Neuendorf-Karritz nach Hohenwulsch über die Straße Kalbe/Milde-Bismark aus.
Hier fährt der nächste "Sachse", die Leipziger 52 8154-8 mit Üg 68103 an diesem doch wunderschönen Bahnhof im ersten April-Morgenlicht vorbei.
Vom Bahnübergang in Richtung Hohenwulsch ergab sich dieser typische Altmarkblick. Kuhwiesen, Äcker und Kiefernwälder durchbrochen von 771 018 mit Panoramascheiben plus Zierleisten und Beiwagen 971 068 in Standartausführung.
Von der Kuhwiese, nach überwinden des unüblichen hohen Stacheldrahtzaunes, bot sich im letzten Abendlicht dieser Blick auf 772 101-2 und den Bahnhof Neuendorf -Karritz.
Hinter Neuendorf-Karritz ging es mit 50 "Sachen" in ein unzugängliches kleines Waldstück in Richtung Berkau. Mehr Wald gab es auf der gesamten Strecke nicht!

Aus dem Wald raus und dann dieser Blick!

Sicher das schönste Motiv an dieser Strecke war die fast unzugängliche große Fotokurve mit Altbaugleisbettung, Dampflokbeschilderung und Berkauer Kirchblick zwischen Kremkau/Neuendorf und Berkau. 171 028-4 passiert hier gerade diese Stelle. und wird gleich in den Wald in Richtung Kalbe verschwinden.

Die Gegenrichtung war genauso fotogen. Von hier hatte man bei klarem Wetter über Kremkau hinaus freien Blich auf die "Altmärkische Schweiz" mit dem 160m hohen "Langen Berg", der höchsten Erhebung in der Altmark. 171 028-4 erreicht auf der Rücktour vor der Kulisse der heimischen "Bergwelt" hier gleich den Haltepunkt Berkau.
Ab dem im Hintergrund liegenden Haltepunkt Berkau ging es bergauf zum Scheitelpunkt der Strecke. Sichtbar müht sich auch der Sondergüterzug Üg 68104 am 8.04.1994 mit 52 8154-8 in der beginnenden Steigung in Richtung Bismark.
Auch 171 031-8 hat vor der Silouette von Bismark, aus der Gegenrichtung kommend, hier den Scheitelpunkt bezwungen.
Trotz des sehr schlechten Wetters bei den Fahrten mit der 64 waren noch eindrucksvolle stilechte Aufnahmen möglich. Klassische Altmarklok und Garnitur triff hier am 10.04.1994 auf die klassische altmärkische Feldstein-Kirche vor Bismark.
Bismarks klassische altmärkische Feldsteinkirche hatte es mir irgendwie angetan und auch direkt vor dem Ort kam sie mit "018" wieder gut ins Bild. Das andere kirchenähnliche Wahrzeichen des Ortes, die "Goldene Laus" habe ich leider nicht auf das Bild mit bekommen.
"Willkommen in Bismark" stand jahrzehnte lang auf diesem DDR typischen selbstgebauten Begrüßungsschild. 771 016-3 erreicht auch gerade diesen hübschen Ort vor dem Naturschwimmbad "Kolk" und dem Braunkohlen-Heizhaus der großen Molkerei.
"VEB Diamant Brauerei-Magdeburg" war 1992 noch gut am alten Lagerhaus in Bismark zu lesen, als 771 018-9 mit Beiwagen 971 068 nach Kalbe ausfährt und die Straße Bismark-Kalbe am "Kolk" überquert.
Mehrmals versuchte ich den "Kolk" mit dem alten Lagerhaus in Szene zu setzen. Damals war mir klar, dass der VEB Schriftzug bald fallen würde! Übrigens war die Magdeburger Diamant Brauerei bis 1989 stark verrufen, wegen ihrer Plürre von Bier, welches als "Diamant Pils" verkauft wurde! Dagegen war und ist die Wasserqualität des "Kolks" immer hervorragend!
1994 war der Umbauboom in Bismark auch schon angekommen und aus der Brauerei im Hintergrund ein Baumarkt entstanden und die aufgelöste Molkerei hatte bereits ihren markanten großen Schornstein verloren. Aus dem obersten Dachfenster der BHG bot sich dann dieser seltene Blick auf den in Bismark einfahrenden Personenzug.
In der Gegenrichtung war die DDR Wirtschaft noch vorhanden. Zentrales Kohleverteilungslager, Kohle-Heizhaus des Brutmaschienenwerkes, links das Kraftfuttermischwerk und die Viehauktionshalle im Hintergrund waren industrielle Säulen dieser kleinen Stadt. Unser Personenzug fährt unter einem Regenbogen und Gewitterwolken aus Bismark Richtung Kalbe aus. Die Kühlwagen hatten nichts mit dem Geflügelschlachthof hier zu tun, sondern waren 1994 auch überflüssig und hier vor ihrem Ende nur noch abgestellt.
1992 wurde die Kfz-Rampe am Stumpfgleis in Bismark entfernt und der tägliche Verfall des Bahnhofs begann. Links ist die große Verladerampe für Zuchtvieh zu sehen, die direkt mit der großen Auktionshalle verbunden war. Bismark war (beginnend in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts) und ist einer der wichtigsten Standorte für die deutsche Rinderzucht. Der Bahnhof wurde durch diese Nutzung entscheidend geprägt.

Auch 1992 wurde die Viehrampe noch genutzt, was die Holzabsperrgitter für die Gbs-Güterwagen beweisen. Hauptreiseziele der "Borstenviecher" bei ihrer letzten Fahrt waren von hier aus Magdeburg, Perleberg und auch Salzwedel. Der Nikolaussonderzug aus Stendal durchfährt hier im schneelosen Dezember Bismark.

12.12.1992

Bismarker Bahnsteigblick auf den doch recht großen Güterbahnhof in Richtung Kalbe/Milde.
Viel Betrieb gab es stets im Bismarker Bahnhof, da die örtliche Bahnhofsgastätte hier immer überdurchschnittlich gut besucht wurde. Auf 771 068-4 nach Kalbe wartet 1992 jedoch nur eine Oma!