Eisenbahn in Klötze

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Vor der Heizperiode 1989, im November, wurden auch noch mal Planzüge gefahren. P 6450 als Stammleistung! Das üppige Verkehrsaufkommen sollte sich in den nächsten Wochen dann durch die politischen Großereignisse so nicht mehr zeigen.

Bild: J. Hartmann

Rückleistung war natürlich im Dunkeln der Nahgüter N 62713 nach Oebisfelde. Noch ist das Verkehrsaufkommen groß und der VEB IFA Fahrzeugbau Kakerbeck bekommt täglich seine Anhängerteile per Zug zugestellt. Links im Vordergrund steht auch noch die markante Verladestelle für losen Zement.

Bild: J. Hartmann

Dann kam am 09.11.1989 unerwartet die Wende! Plötzlich stieg besonders durch Bürger der ex BRD das Interesse an allem Alten in der DDR, die jetzt frei zugänglich war. Da die 52 8132-4 Anfang 1990 abgestellt werden mußte, kam kurzzeitig die gerupfte Heizlok 50 3649-6 zu Sonderzugehren für die vielen neugierigen neuen Kunden, die Dampfloks im Einsatz schon seit 1978 nicht mehr kannten. Man sieht auf dem Bild auch, dass der Parabolspiegel zur Datenübertragung der SED auf der Kreisleitung zügig nach der Wende entfernt wurde!

16.06.1990

Durch den Taumel in der Gesellschaft wurden auf einmal wieder planlos Dampfloks mit sehr hohen Kostenaufwand in Meiningen generalüberholt und vollständig ausgerüstet. So kam im November 1990 unerwartet die Halberstädter 50 3606-6 nach Oebisfelde. Sie sollte in den nächsten 4 Jahren ein wenig die Dampfzeit auf den Strecken der Altmark zurückbringen. Erste Einsätze waren dann im Dezember 1990 die Nikolausfahrten nach Beetzendorf! Gefahren wurde mit noch reichlich vorhandenen DR Rekowagen aus dem Einsatzbestand.
Auch 1991und 1992 erfolgten diese Fahrten nach Beetzendorf!
50 3606 lief aber auch 1991 vereinzelt vor planmäßigen Zügen. Hier die jahrzehntelange morgentliche Kreuzung von T 18334 (171 028 Einheit) mit P 18333 in Klötze.
An Feiertagen wurden dann auch oft die Planzüge nach Salzwedel bespannt. Himmelfahrt im Mai 1991 war für uns ein neuer wiederbelebter Feiertag und 50 3606-6 kam bei bestem Wetter zum Einsatz. Das Gleis vorn ist übrigens die Verbindung zwischen Staats- und Kleinbahn.
Die Eisenbahnrealität sah jedoch schon gewaltig düsterer aus. Mit den wegbrechenden Betrieben in der Altmark erlahmte auch der Güterverkehr sehr schnell. So ist auch in Klötze nichts mehr von Umschlagsaktivität zu sehen, als 219 062-7 hier 1992 rangiert. BHG und auch die Zementsilos sind verschwunden. Mit der Bahn wurden auch die letzten Militärfahrzeuge des geschlossenen NVA Standortes Altensalzwedel abgefahren.
Durch immer neue, oft sinnlose Strukturierungsmaßnahmen, Schließungen und Umbesetzungen von Reichsbahndienststellen kam es fortan auch zum ständigen Tausch der Triebfahrzeuge. 771 045-2 war eigentlich eine Stendaler "Blutblase" fuhr jetzt aber für Salzwedel durch die schöne Winterlandschaft. Die Wärmeversorgung des Bahnhofes erfolgte noch klassisch mit Kohle!
Nahgüterzüge waren schon Mitte 1992 nicht mehr vorhanden. Hier fährt 50 3606-6 mit einem Fotogüterzug, der solch einer Gattung nachgestellt ist, aus Klötze aus. Unkraut und Pflanzen beginnen schon über die Gleise zu wuchern.
Für die Rückleistung von Salzwedel nach Obisfelde gab es nur noch einen planmäßigen abzusetzenden Wagen für den Kohlehandel in Klötze! An diesem 29.05.1992 wurde die Lok 50 Jahre alt. Der Bahnhof wurde nun schon großflächig zum Abstellen von überzähligen Güterwagen genutzt.
In den ersten Jahren nach der Wende waren die Personenzüge modern und wurden mit nicht mehr benötigten Schnellzugwagen gefahren. 202 542-7 (ex Haldensleben) ist hier mit so einer langen Garnitur in der Altmark unterwegs.

Bild: J. Hartmann

Aber auch der Personenverkehr wurde immer geringer und die Einheiten angepaßt. Triebwagen ersetzten die lokbespannten Züge. Hier steht im Sommer 1993 die 202 109-5 (ex Halle G) und Triebwagen 972 768-6 (ex Jerichow) und 312 122-5 (Stendal) kurzzeitig bunt nebeneinander. Mit dem Bauzug wurden die Anlagen der Gleismeisterei Klötze abgerissen und abgefahren.

Von der Seite gesehen waren aber auch die lokbespannten Züge nur noch Spielkram. 1994 steht die Salzwedeler 201 742-4 hier vor dem gerade im Abriß befindlichen schönen Wasserturm in Klötze.

Ein Jahr vorher stand der desolate Turm, genauso wie die Viehrampe, noch. Das 219 158-3 mal eine Museumslok werden sollte, konnte man damals noch nicht ahnen. Heute hätte man den Turm bestimmt erhalten, aber damals mußte alles weg! Man war der Moderne des Westens blind erlegen!

Bild: J. Hartmann

In Zeiten des Baues der Schnellbahnlinien wurden die Güterzüge (nur noch Holztransporte) teilweise über Oebisfelde abgefahren. Da dort durch Baumaßnahmen nicht mehr ungesetzt werden konnte, waren immer 2 Stendaler Loks der BR 202 am Zug.
In den letzten Jahren wurde dann nur noch im 2 Stunden-Takt gefahren und die Kreuzungen erfolgten nur noch in Klötze. Glück gehörte dann schon dazu nur die BR 771 ohne Vielfachsteuerung (fuhren ohne Beiwagen) kreuzend zu erwischen. Die letzte Kreuzung des Tages von 771 016-3 (ex Stendal) und 771 068-4 zeigt dieses schöne Bild vom Dach des SKL-Schuppens.
Kurzzeitig, vor der Jahrtausendwende, war im alten stillgelegten Milchwerk ein Lager für alte VW Autoteile untergebracht. 2 mal in der Woche wurden neue Teile per Bahn angeliefert. Hier steht 202 297-8 (ex Halberstadt) mit dieser letzten Güterzugleistung der gesamten Strecke rückfahrbereit nach Salzwedel.
Hier nochmals dieser Zug kurz vor der Rückfahrt nach Salzwedel.

Nach der alten DR BR 202 kam dann auch noch die hochmoderne 298 301-3 mit selber Güterzugleistung nach Klötze. Verbundpflaster, Alu-Müllkübel und Fahrkartenautomat zeugen von der Moderne im krassen Gegensatz zum alten Mifa Damenrad.

1999 kam dann das Fahrverbot für die alte DDR Baureihe 202/298, die angeblich den Oberbau beschädigt. Als Ersatz kam dann die schwere Baureihe 232 mit den 2 Güterwagen wöchendlich von Magdeburg über Salzwedel nach Klötze. 3000 PS mit 20 Tonnen Achslast waren sicher die irrsinnigste Entscheidung und Zugleistung die es hier je gegeben hat.
Im Winter 94 zog mich der erste Schnee wieder zum Bahnhof, um den Reiz von Eislandschaft und reflektiertem Licht einzufangen. Hier triff die rote ex Jerichower Einheit 772 151-2 auf den 1993 teilmodernisierten ex Pasewalker 771 060-1. 772 151-2 und Steuerwagen 751 waren 1996 eine der ersten Triebwageneinheiten die ausgemustert wurden. Die Einheit wurde als Geschenk nach Nigeria weitergereicht. 771 060-1 hielt etwas länger durch und fährt heute noch in Rumänien.
In den letzten Jahren wurde bis auf eine morgentliche Kreuzung in Beetzendorf immer alle zwei Stunden in Klötze gekreuzt, wie hier 772 174-9 mit 772 150 im besten Abendlicht 19 Uhr.
Regen und schlechtes Wetter waren aber auch der Alltag und die immer wiederkehrende Kreuzung ergab hier ein Treffen der Steuerwagen "761" und "514".
772 174-9 war hier damals etwas Besonderes, da er als Prototyp 1994 aus einem antrieblosen Beiwagen der DR BR 171 aufgebaut wurde. 21 Uhr beendete er seinen Tagesdienst als letzte Reisemöglichkeit nach Salzwedel.
Hier kommt 772 161-6 diese Rolle zu. Triebwagenführer und Schaffnerin rauchten immer dann mit der Bahnhofsaufsicht in Klötze noch eine letzte Zigarette. Auf die Uhr wurde bei dieser letzten Tour nicht so genau geschaut. Nach der Abfahrt des Zuges wurde der Bahnhof verschlossen und war bis morgens unbesetzt.
Letzte Dampflok im Bahnhof Klötze war im September 2002 die 50 3682-7 der Dampflokfreunde Salzwedel e.V. mit einem ihrer seltenen Sonderzüge. Leider gelang es diesem Verein nie so richtig profesionell und werbewirksam aufzutreten und ihre Reko 50 regelmäßig gewinnbringend "auszuführen". Schade!
Unkraut, zerbrochene Fensterscheiben und Grafity zeichneten 2002 schon düster die baldige Zukunft. Düster auch das Wetter als 972 514-4 genau 11 Uhr auf den etwas verspäteten Gegenzug in Klötze wartet.

Dies ist eine der letzten Ausfahrten aus dem herbstlichen Bahnhof Klötze mit 772 168-1. Das Gras im und am Gleis hatte schon gewaltige Höhen erreicht und es durfte sich in den folgenden Jahr hier ungehindert prächtig weiter entwickeln.

Am 28.09.2002 war dann Schluß und Busse übernahmen den Taktverkehr.