Eisenbahn in Klötze

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Da es mit Dampf nun in Klötze vorbei war wurde hier nur noch recht wenig fotografiert - leider! Viele Fotos sind daher beim Probieren von Fototechniken oder mit Test-Filmen spontan entstanden. 1985 probierte ich erstmals mit meiner neuen Praktika MTL 5 Nachtaufnahmen aus. Mein erstes Nacht-Foto mit der Salzwedeler Starlok 110 832-2 am Klötzer Stellwerk Ks gefiel mir so gut, dass ich bis heute dem besonderen Reiz dieser Fototechnik erlegen bin. 110 832-2 war jahrelang in einem Top Zustand, wie keine weitere Diesellok!

Der letzte 2-achsige Altbautriebwagen 186 257-2 der DR war nur ein Mal in Klötze zu sehen. Dieser war das Dienstfahrzeug des Reichsbahnpräsidenten der Rbd Magdeburg und wurde aufwendig in Magdeburg für seltene Einsätze seines Chefs unterhalten. Mitte Mai 1984 erfolgte vor der Sonderfahrt am 26.05.1984 mit der 64 007 eine Abnahme der gesamten Sonderfahrtstrecke, um Mißstände zu erfassen, die nicht ins sozialistische Erscheinungsbild der DR paßten. Diese kleinen Triebwagen prägten Jahrzehnte den Altmarkverkehr!
Ab 1983 dominierte die BR 118 den gesamten Güterverkehr. Hier steht eine unerkannte 118 höherer Ordnungsnummer (senkrechte Haltegriffe an der Stirnfront) mit dem bekannten Nahgüterzug N 62714 nach Salzwedel in Klötze abfahrbereit.
Auch im Personenverkehr wurde diese Baureihe dominant. Es blieben jedoch die selben Zuggarnituren auf der Strecke. Bag-Wagen, aufgebaut aus allen möglichen Vorkriegswagen, stellten 90% der Personenzüge. Innen saß man auf harten Kunstoffsitzen oben umrahmt von einer blanken Eisenstange, welche den Spitznamen "Genickschußwagen" im Volksmund hervorbrachte. Es gab nur zwei Einstiege, ein sehr enges Plumsklo und die Laufeigenschaften waren rau und laut. .
Anfang 1987 wurde der Bahnhof vollständig auf neue Signaltechnik umgebaut und dabei auch alle Gleise erneuert. 119 003-2 passiert gerade den neuen auf Halbschranken umgebauten Bahnübergang der Straße Klötze-Immekath. 119 003-2 war mir auf Grund ihrer tiefen Ordnungsnummer ein Bild wert. Sie war stets ungepflegt, hatte runde Puffer, mit der dunkelroten Sparlackierung unschön und später bekam sie darauf noch eine Flickenlackierung mit heller Rostschutzfarbe!

Ende 1987 wurde dann auch das markante mechanische Stellwerk Ks abgetragen und die Baustoffe für ein anderes Gebäude weiter genutzt. Holz- und Blechgüterwagen der Gattung Gbs waren dann auch die häufigsten Vertreter von geschlossenen Güterwagen auf dieser Strecke.

Bild: J. Hartmann

Die neuen russischen Signale paßten durch ihre Größe, Unförmigkeit und langen Sichtblenden hier nicht her und wirkten immer störend. Auch der Dienstraum des Fahrdienstleiters wurde großflächig umgebaut. Die Zugleistungen blieben die alten. Hier kommt 118 524-8 aus Salzwedel im modernisierten Bahnhof an. Um beige Farbe zu sparen wurde der umlaufende Zierstreifen der Loks bei Neulackierungen nicht mehr rundum ausgeführt. Dies "Sparlackierung" belegt die Mangelwirtschaft in der DDR!
Tägliches und damit selten fotografiertes Zugpaar war Vormittags der P 18333 nach Oebisfelde, eine jahrzehntelange Stammleistung der BR 110 des Bw Salzwedel. Hier ist es 110 229-2 mit geschlossenem Umlauf und typischen Salzwedeler Pflegezustand.

Doppeltraktionen von Loks der BR 110 (hier 110 742-4 mit Schwesterlok) waren öfters zu erleben und dienten der Rückführung von Fahrzeugen. Bedingt durch das nahe RAW Stendal, die die BR 110 unterhielten, gab es auch oft Doppelbespannungen bei Probefahrten.

Bild: J. Hartmann

Typisch war auch der ständige Fahrzeugmangel zu DDR Zeiten. Bei Ausfall der BR 50 oder BR 52 schickte das BW Salzwedel immer eine Doppelspanne der BR 110 als Ersatz los. Hier rangiert dieses Doppel 1981 in der Klötzer Weinkellerei, wo gerade der Umbau der Heizdampfversorgung erfolgt. Links neben der hinteren Lok steht noch der Rest des alten Heizlokstandes. Hier heizten immer 2 Dampfloks. Die 86 1035-4 war ständig hier und wurde von Reko 50 und Altbau 52 unterstützt.

86 1035-4 stand mindestens 6 Jahre in Klötze in der Weinkellerei als Heizlok.

Sie war eine Meininger Stammlok und erlitt 1972 in Kleinschmakalden in Thüringen einen Unfall an einem Wegübergang. Danach wurde sie an die OGS Klosterkamp verkauft und landete dann bei der OGS in Klötze. Angeliefert wurde die Lok noch vollständig ausgerüstet und mit ihren EDV Lokschildern. Eins davon habe persönlich abgeschraubt und dieses befindet sich bis heute in meiner Sammlung.

Bild: A.Kühn 1978

Das Stellwerk Ks war dann 1988 Geschichte und die Südausfahrt wirkte ungewohnt nackt. 118 512-3 steht mit dem täglichen Nahgüterzug abfahrbereit nach Oebisfelde und die neuen Halbschranken haben die Straße schon gesperrt. Neu waren auch die Wartesignale mit denen die Rangierfahrten über die Straße zentral gesteuert und gesichert wurden.

1987 gab es dann nur noch die BR 110, BR 118 und natürlichen die rumänischen U-Boote der BR 119 in Klötze zu sehen. Das Bild zeigt desolate Triebfahrzeuge (rechts 119 038-8), zerfallende Bausubstanz und überalterter Wagenpark. Hier ein klassischer Holz Hkms mit Planendach. Diese Wagen waren mit Kanonenöfen ausgerüstet und wurden von der Roten Armee und der NVA für die häufigen Truppentransporte eingesetzt und tausendfach für diesen Einsatzzweck in der DDR vorgehalten.

Bild: J. Hartmann

Gegen Ende der achtziger Jahre kam es dann auch öfter vor, dass die BR 110 als Ersatz vor die Nahgüterzüge kam. Leistungsmäßig war sie dafür zu schwach und besonders für das Geländeprofil mit den Güterzügen ungeeignet. Die Lok 110 168-2 war hier untypisch und nur kurz in Salzwedel beheimatet.
110 876-0 war dagegen hier länger heimisch und stets eine alte Bekannte. Sie war auch gleichzeitig die jüngste ihrer Baureihe in der westlichen Altmark. Der Arbeiterzug, im Kursbuch als P 6455 bezeichnet, verläßt Klötze. Im Hintergrund wieder die Verladung von Reifen und Achsen für den IFA Anhängerbau Kakerbeck umständlich mittels ADK.
Selber Zug aus anderer Perspektive. Schön ist wieder die Verladung von Material für die Anhängerproduktion rechts zu sehen. 112 741-4 hat gerade einen leistungsstärkeren Motor erhalten und ist damit für die sichtbar beginnende Steigung nach Kusey bestens gerüstet.

Bis 1989 wurde die Strecke als Umleiterstrecke für Notfälle technisch fit gehalten und der Oberbau öfters gewartet und für hohe Achslasten angepaßt. Hier steht eine moderne importierte Stopfmaschine der schweizerischen Firma Plasser & Teurer, gezogen von der Rundkopf 106 127-4 der ersten Bauserie in Klötze.

Bild: J. Hartmann

Die Stendaler BR 120 (Taiga Trommel) kam selten nach Klötze. Meistens durch unplanmäßige Umleiterzüge oder in Klötze anzuliefernde Ganzzüge. Hier hat 120 113-6 den hinten links zu sehenden Ganzzug mit Betonteilen für die BHG abgeliefert und fährt jetzt über Salzwedel Lz nach Stendal zurück. 120 113-6 war durch ihre Binde aus Rostschutzfarbe und entferntem russischem Chromschmuck markant und jahrelang hier heimisch.

Hier trifft die planmäßige 118 576-6 in Sparlackierung am Nahgüter 62713 auf einen unplanmäßigen Umleiter mit der Stendaler 120 187-0. Beide Züge befinden sich auf den beiden Gütergleisen, um den Personenverkehr auszuweichen! 118 576-6 war eine der ersten ihrer Baureihe, die schon 1977 zum Bw Oebisfelde gehörte und dort die BR 03 entscheidend verdränkte. Die Wende erlebte "576" nicht mehr, da sie schon 1989 abgestellt wurde.

Bild: J. Hartmann

Hier steht 110 168-2, eine Lok der ersten Bauserie, vor dem schönen Bahnhofsgebäude Klötze, dass damals noch ehrenamtlich gepflegt wurde. Bunte Blumen in Kästen und Rabatten zeugen von der Liebe zur Arbeitsstätte und dem Beruf des Eisenbahners, trotz so mancher Schwierigkeiten in der DDR.
1989 lichteten sich schon die Reihen der guten alten BR 118 und die U-Boote der BR 119 wurden durch Ersatz DDR Motore salonfähig. Die Oebisfelder 118 512-3 rangiert 1989 jedoch noch wie immer in Klötze.
"Großrussen" wie die BR 132 der Bw Wittenberge und Magdeburg kamen nur bei Störungen der Hauptstrecke Magdeburg-Wittenberge als Umleiter auf unsere Strecke. Der Oberbau litt erheblich durch diese schweren Maschinen und den damit transportierten Zuglasten!

 

Bild: J. Hartmann

Auch schwere Sonderzüge wurden mit der mächtigen dieselelektrischen BR 132 nach Klötze gebracht. Hier hat die Magdeburger 132 519-0 1982 einen Schotterzug für den Gleisbau nach Klötze Nord gebracht, der dann mit 41 1074-8 im Arbeitszugdienst zerteilt wurde.

Bild: J. Hartmann

1989 trafen 40 Jahre DDR auf 100 Jahre Oebisfelde-Salzwedel! Glücklicherweise hatte das Bw Oebisfelde die ex. Eberswalder Kriegslok 52 8132-4 im Schuppen desolat, aber funktionsfähig als Heizlok noch zu stehen. Gestützt durch die politischen Vorbereitungen auf den 40. Jahrestag der DDR und unter dem Deckmantel einer Solidaritäts-Sonderzug-Fahrt wurde am 25.06.1989 das 100. Streckenjubiläum in Magdeburg genehmigt und erfolgreich durchgeführt.
Bei der Rückfahrt wurde das "Solidaritäts-Sonderzug-Schild" entfernt und so präsentierte sich die Heizlok in einem hervorragenden technischen und optischen Zustand.
In der folgenden Woche ging es dann Schlag auf Schlag weiter, da bereits am 01.07.1989 der nächste Sonderzug angemeldet war. Von höchster Ebene wurde dazu ein Rahmenprogramm angeordnet. Hinten rechts steht schon die mobile Modellbahnausstellung der DR, geradeaus der Postwagen für das Sonderpostamt und Lok 100 604-8 des Bw Oebisfelde wartet schon für die Lokausstellung. Die Kö Kleindiesellok war über 20 Jahre in Oebisfelde beheimatet.
Die Fahrt nach Klötze glich einem Wunder, da erstmals mit einem Sonderzug über den Grenzbahnhof Oebisfelde gefahren wurde. Um kein Risiko einer Grenzflucht einzugehen wurde die Umspannzeit in Oebisfelde durch den Einzatz von 4 Dampfloks minimiert. So kehrten auch 41 1185-2 und 41 1231-4 nach vielen Jahren auf ihre Stammstrecke für einen Tag zurück.
Damals standen nur die Dampfloks im Interesse der Eisenbahnfreunde. Umsomehr freut man sich heute auch über Dieselbilder. 118 522-2 wurde bewußt für die Ausstellung ausgesucht, da sie dienstälteste Lok der BR 118 in Oebisfelde war.
Museumslok der DR, 65 1049, pendelte für Führerstandsmitfahrten auf dem Rest der Kleinbahn zwischen Klötze und Klötze/Nord. Hier steht sie vor dem historischen Gebäude der 1898 gegründeten, früher deutschlandweit bekannten Klötzer Weinkellerei.

 

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