Eisenbahn in Klötze

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Von unten sah der Fotostandpunkt so aus. Vormittags kam pünktlich Dg 53710 im Gegenlicht mit 41 1074-8. Sie war damals als Traditionslok in der DDR vorgesehen und trug deshalb als einzige 41 noch originale Lokschilder mit Alu-Guß-Ziffern. Diese Lok war 20 Jahre durchgehend in Oebisfelde beheimatet und prägte somit entscheidend den Schienverkehr in der Region. Leider wurde sie doch verschrottet.

Bild: J. Hartmann

Südlich gestellt paßte das Licht fast immer! Dg 50811 donnert Mittags mit 50 3684-3 am Stellwerk Ks in Richtung Oebisfelde vorbei. 50 3684-3 war eine jahrelange Stammlok auf dieser Strecke und steht noch heute verborgen im Schuppen des ehemaligen BW Oebisfelde.

Bild: J. Hartmann

Das Jahr 1982 brachte auch schon neue Güterzugbegleitwagen Pwg an die Nahgüterzüge. In diesen fuhr der Rangierer den gesamten Zuglauf mit und es konnten größere Gepäckstücke schnell transportiert werden. 50 3531 rangiert im Februar ihren N 62714 in Klötze zurecht. An der Schranke warten ein liebevoll gepflegter Trabant und ein russischer Moskwitsch.

Bild: J. Hartmann

Ständiges Dilemma in Klötze waren die zu kurzen Gütergleise. Längere Güterzüge mußten auch bei Kreuzungen usw. am Stellwerk getrennt werden, um den Bahnübergang nicht zu blockieren. Den Aufwand kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Hier ist im letzten Abendlicht des Sommers 1982 der Ölzugumleiter Dg 53725 unglücklicherweise in Klötze zum Halt gezwungen. Die Anfahrt und die bevorstehende Überwindung der größten Steigung der Srecke, zum Ziß, wird von Mensch und Maschine alles abverlangen.

Im Frühjahr 1982 tauchten die ersten rumänischen Loks der BR 119 in Klötze auf. Die gerade aus Schwerin hierher umbeheimatete119 026-3 war auch etwas Besonderes! Sie war die erste Serienmaschine der Rumänen für die DR, aber genau so störanfällig wie ihre anderen Schwestern. Loks dieser Baureihe wurden in den achtziger Jahren ungern fotografiert und verspottet. Das Problem der Gleislänge ist auch auf diesem Bild sehr gut zu erkennen.

Bild: J. Hartmann

Hier ein Bild von dieser unbeliebten, zusätzlichen Arbeit. Fahrdienstleiter Rolf Steffens aus Klötze in bester Anzugsordnung beim Trennen eines Getreide-Ganzzuges. Im Hintergrund die markante Kirche der Kleinstadt.

Bild: J. Hartmann

Die zahlreichen "Sägefahrten" und Rangierpausen boten Möglichkeiten für viele Detailfotos wie hier bei 41 1148-0. Für den Modellbau sind diese heute gesuchte, unverzichtbare Arbeitsgrundlagen. Im Hintergrund die großen Lagerhäuser der BHG mit der seltenen Förderbandbrücke für den Transport von damals üblichen Getreide-Zentner- Säcken.

Bild: J. Hartmann

Detailbild der Antriebseinheit der 41 1148. Leider ist auf dem Foto der Geruch und die ausstrahlende Wärme einer Dampflok nicht zu spüren!

Im März 1982 gab es in Klötze einen seltenen Besuch einer der letzten drei Wittenberger Öl-Reko`s. 50 0053-4 brachte einen Getreideganzzug mit Saatgut für die beginnende Frühjahrsbestellung in das Zentrallager der Getreidewirtschaft Magdeburg, BT Klötze. Die Öl 50 waren durch die Ölkrise 1981 schon längst abgestellt und wurden nur noch mal kurz im März/April 1982 zum Verfeuern von Restschweröl eingesetzt. Der Pflegezustand der Maschine ist für dieses letzte Gnadenbrot mehr als gut.

Viel Arbeit gab es an der südlichen Bahnhofsausfahrt immer in den Gleisen der riesigen Getreidewirtschaft und des Kohlehandels. Durch den starken Ex- und Import von Getreide waren die Wagen und Bahnverwaltungen dieser in den Güterzügen immer recht bunt und abwechslungsreich. Die rangierende 41 1148 trifft hier auf 50 3694 an P 6448 Thale-Salzwedel.

Bild: J. Hartmann

Telegrafenmast und Kirche wurden immer versucht wirkungsvoll mit ins Bild zu bekommen, was hier gut gelungen ist. Der N 62713 mit 41 1148-0 passiert gerade das südliche mechanische Einfahrsignal und befindet sich schon in der beginnenden starken Steigung zum Ziß-Berg.

Bild: J. Hartmann

50 3535-7, mit den markanten dünnen Windleitblechen einer Altbau 52, erreicht hier mit dem schweren P 6448 rollend das südliche Einfahrsignal von Klötze am "Volksgut".

Bild: J. Hartmann

Im Sommer 1970 wurde die Kleinbahn Klötze-Kalbe/Milde stillgelegt. Der 2 km lange Gleiskörper bis Klötze/Nord blieb jedoch erhalten, da einige wichtige Industriebetriebe sich dort befanden und Anschlußgleise unterhielten.Wichtigste Rangierorte waren die Weinkellerei, das Milchwerk und die OGS. Übrigens erzeugten in der Weinkellerei meistens zwei Dampfloks die Wärme für die Weinherstellung. Neben Reko 50 und Altbau 52 stand hier auch die 86 1035-4, von der ich noch heute das Lokschild als Andenken habe.

Da der schwache Gleiskörper noch aus der Gründerzeit der Altmärkischen Kleinbahn von 1927 bestand, mußten die Anschlüsse mit der in Beetzendorf (11 km entfernt) vorhandenen leichten BR 101 umständlich bedient werden. 101 535 und 544 waren hier oft im Einsatz und kamen mit der planmäßigen Übergabe von Beetzendorf nach Klötze-Nord.

Bild: J. Hartmann

Das Milchwerk Klötze wurde zum Modernsten der DDR ausgebaut und in unvorstellbaren Massen Milchpulver und Butter produziert die mit der Bahn (meistens in die sozialistischen Bruderländer und nach Afrika) abgefahren wurden. 1982 war dann Schluß mit dieser unrentablen Gleisbedienung. Ein kompletter Neubau bis Klötze/Nord erfolgte. Links im Bild übrigens das nordwärts verlaufende Streckengleis nach Salzwedel.
41 1074-8 war am Bau des neuen Gleiskörpers direkt beim Schottern beteidigt. Das Foto entstand in Höhe der Kleinbahn Bekohlungsanlage auf dem Gelände der Weinkellerei Klötze.

Am alten Haltepunkt Klötze/Nord der Kleinbahn befand sich die OGS, die dann nach dem Neubau direkt mit den Streckenloks, wie hier 41 1185-2, bedient werden konnte. In dem großen Gebäude befand sich eine spezielle Anlage zur künstlichen Reifung der in der DDR als Mangelware geltenden Bananen. Der rangierte Kühlwagen kommt direkt aus Rostock oder Wismar und enthielt die sehr begehrte Südfrucht.

Bild: J. Hartmann

Fast jeder Nahgüterzug bekam in Klötze Flachwagen mit nagelneuen LKW-Anhängern aus dem IFA Kombinat Fahrzeugbau Kakerbeck mit dran. Täglich wurden ca. 6-8 Anhänger umständlich mit einem alten Autodrehkran hier angeliefert (14 km) und verladen. Da Kakerbeck auch einen Bahnhof an der alten stillgelegten Kleinbahn nach Kalbe/Milde noch hatte, sollte das Streckengleis von Klötze Nord bis dahin erweitert werden, um die Verladung zu optimieren. Bedingt durch die Wende wurde dieser 14 km lange Neuaufbau nichts mehr.

Für die Wagenfreunde noch dieses Bild von einem wunderschönen gedeckten Holzwagen und typischer Verschmutzung. Diese Wagen wurden in Klötze per Hand und ohne große technische Unterstützung direkt auf LKW-Hänger an der Ladestraße zwischen den Nahgüterzeiten entladen. Da wußte man was man gemacht hatte!

Bild: J. Hartmann

Wie aus dem Nebel tauchte im Oktober 1983 dann urplötzlich die hier untypische BR 52 Reko, hier 52 8164-7, in den Plänen des Bw Salzwedel auf. Ein mißglückter Fluchtversuch eines DDR Bürgers mit einer Dampflok in Oebisfelde veranlaßte die Rbd Magdeburg, auf Drängen der Staatssicherheit, hier nur noch Loks mit verschließbaren Führerhäusern einzusetzten. Da kurzfristig nicht genügend Dieselloks vorhanden waren, mußte man auf die hier unbeliebte BR 52 mit geschlossenem Führerhaus zurückgreifen.

Eingesetzt wurden diese Baureihe, wie hier 52 8172-0, nur noch im Güterzugdienst. Nach Oebisfelde hin mit Dg 50811 und zurück mit N 62714. Bereits im Frühjahr 1984 war dann entgültig Schluß und alle Leistungen verdieselt.

Hier nochmals die Ausfahrt vom täglichen N 62714 vorbei an dem Schuppensammelsurium der Klötzer Gleisbautruppe. Der Wagenkasten rechts hatte noch Anschriften vom 25.09.1925! 52 8018-5 hatte als einzige von den Reko 52 des Bw Salzwedel noch ein ordentliches Lokschild an der Rauchkammer.

Bild: J. Hartmann

Da der Deutsche Modelleisenbahn Verband der DDR, Bezirksvorstand Magdeburg, durch Einsätze der Dresdener Museumslok 89 6009 im Mai 1980 und 1982 in der Altmark vor Sonderzügen große Resonanz hatte, wurde die gerade wieder betriebsfähig aufgebaute 64 007 am 26. Mai 1984 in die Altmark geholt. Sie startete von Stendal aus auf die klassische Altmarkrunde mit Ziel Klötze. 1984 wurde der Klötzer Wasserkran nicht mehr unterhalten, so dass der "Bubikopf" aus einem S 4000 der Klötzer Feuerwehr befüllt werden mußte.

Erst 4 Monate später, im September 1984 ertönte vom Bahnhof wieder ein Dampflokpfiff. Es war die schon arg desolate 41 1185-2 die ein Leerzug von Oebisfelde nach Klötze gebracht hatte und Lz zurück fuhr. Trotz Einsatzverbot dieser BR auf unserer Strecke, ist dieser Einsatz wohl nur einem ausgefallen U-Boot der BR 119 und dem damit entstandenen Lokmangel zu verdanken.

 

Am 20.Juni 1985 hatte 41 1231-4 die außergewöhliche Ehre, letztmalig Dg 53710 von Oebisfelde nach Salzwedel zu bringen. Sie beendete damit unbemerkt entgültig die Dampftraktion auf dieser Strecke. Erst 4 Jahre später, im Juni 1989, kam mit 52 8132-4 aus Anlaß des 100. Geburtstages der Strecke wieder eine Dampflok nach Klötze.

Die Idylle dieses Fotos mit Dampfzug, Kiesbettung, Schrägbahnsteigen und Stellwerk konnten jedoch Jahre später so nicht mehr erlebt werden.

Die 41 1231-4 wurde mit dieser Leistung für eine kleine Lokausstellung am 22.07.85 als "High Light" nach Salzwedel planmäßig überführt. Als Einzelstück und letzte ihrer Baureihe in der Altmark, hielt sie noch bis 1986 in Oebisfelde durch. Hier kreuzt sie letztmalig den Dg 50811 mit der gerade aus Kamenz nach Salzwedel umbeheimateten 119 131-1.

Bild: J. Hartmann

 

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