KBS 756 Salzwedel-Wittenberge

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Auch das Personal der 3535 kann es im Mai 1986 nicht so recht fassen, das dort ein Fotograf steht und auf sie wartet. Auf der linken Böschungskante des Einschnittes stehen alle 50 m die bedrohlichen Warnschilder des nahen Grenzgebietes! Links hinten der Kontrollposten mit Schlagbaum an/über der Straße Riebau-Jeebel. Hätte man mich hier fotografierend entdeckt, wäre ich "Mode" gewesen! Im direkten Hintergrund übrigens die nächste, bekanntere Brücke an der Westausfahrt von Riebau.

 

Auch diese Brücke der Straße Riebau-Jeebel lag direkt am Grenzgebiet und gut in Sichtweite des Straßenpostens der Volkspolizei. Man mußte sich daher hier vorsichtig bewegen! Die Bilder dafür werden für immer einmalig bleiben! 13.03.1985

 

Wunderschöne Reichsbahnlandschaft und Idylle pur mit der Raw frischen 50 3610-8 in Riebau. 27.Mai 1985

Genau zwei Jahre später gab es das tolle Motiv immer noch, nur das rechts im Vordergrund der tieferliegende Bahndamm jetzt als Dorfmüllkippe benutzt wurde. Diese wilden Müllkippen waren in der DDR üblich und um jeden Ort gab es solche geduldeten Schandflecke.
17 Jahre später ist vom Flair nichts mehr zu sehen und nichts mehr zu spüren. Da halfen auch keine neuen Triebwagen der BR 642 mehr!
Am Kilometer 7,7 war Riebau, direkt am Sperrgebiet zur BRD erreicht. Riebau war ein typisches Grenzdorf mit wenig Bevölkerung und einer großen Grenzkompanie direkt am Bahnhof. Hinter dem rechten Windleitblech der 50 3645-4 ist wieder eines dieser respekteinflößenden Grenzschilder zu sehen. 11.05.1985
1991 war von Grenzschildern, Kontrollposten und Grenztruppen hier nichts mehr zu sehen, jedoch blieb die Reichsbahnidylle noch weitestgehend erhalten. Die folgenden 5 km gingen unfotogen durch flaches altmärkisches Land.
Am Kilometer 12,5 folgte dann die nächste top Stelle - der Bahnhof Mechau. Hier stand mein Lieblings Fliederbusch. Am 31. Mai 1987 ist er natürlich wieder in bester Blüte, als dieser unplanmäßige Durchgänger aus Wittenberge den hübschen Bahnhof unter Volllast durcheilt. Übrigens lag Mechau 1987 noch so abseits, dass die 4 km lange Verbindung zur B 190 nur ein Feldweg war! Auch die Dorfstraße des Ortes war noch nicht befestigt. Hier war die Zeit einfach stehen geblieben!
Im Mai 1992 hatte man den Fliederbusch gehörig gestutzt als "004" als P 17326 Mechau durchfährt. Die roten Triebwagen der BR 171 waren hier jahrzehntelang verstärkt eingesetzt. Von den täglichen 6 Zugpaaren waren 4 Triebwagenleistungen! Die 1 1/2 Stundenfahrt in diesen doch unbequehmen, meist überfüllten Fahrzeugen war alles andere als lustig!
2002 wurde der Bahnsteig dann schon zum privaten Garten umgestaltet und Kirschbäume darauf gepflanzt. Da das hübsche Gebäude schon seit 30 Jahren von Familie Lindenau zur Miete bewohnt wird, konnte der Verfall dieses doch verzögert werden. Bis heute präsentieren sich die Außenanlagen durch die Pflege in Eigeninitiative von Herrn Lindenau in einem 1a Zustand. Wie überall in Deutschland spendete die DB ihren Stationen noch neue Beschilderungen, Bahnsteiglampen und Verbundpflaster.
3 Kilometer weiter, in Binde-Kaulitz gab es die nächsten Fliederbüsche direkt am Gleis. Mit dem Niedergang der Deutschen Reichsbahn nach der Wende änderten sich auch die Bespannungen auf der KBS 756 erheblich. 202 127 der Einsatzstelle Salzwedel, des Bh Stendals mit 3 Bghw Wagen bildete jetzt hier die klassische Zuggarnitur.
Bester Sonnenschein in Binde-Kaulitz am 14. Mai 1985....
....und dickste Suppe am Morgen des 24.10.1985. (N 60757)
Bis zur Wende wurde der Bahnhof Binde-Kaulitz am Kilometer 15,9 mit seinen langen Gleisen oft zur Kreuzung und Überholung genutzt. Seine mechanische Signaltechnik war bis dahin voll einsatzfähig und der Bahnhof stets besetzt. Als dieser Herrntagssonderzug 1993 sein Ziel hier erreicht, war die Bedienung der Weichen und Sicherungen nur noch mit großer Mühe und wohl zum letzten Mal möglich.

An der östlichen Ausfahrt von Binde-Kaulitz gab es dann nur diese Waldschneise zum Fotografieren. (N 60757 im August 1987)

Die Gegenrichtung an fast der selben Fotostelle wirkte aber freundlicher und ermöglichte schon den Blick auf den Hp Kläden. 27.05.1985
Nördlich von Kläden (bei Arendsee) gab es den wohl merkwürdigsten Bergbaubetrieb im Bezirk Magdeburg. Hier wurde in einem kleinen Tagebau mit Wasserloch schneeweißer Quarzsand abgeschürft. Aus diesem wurde dann im VEB Waschmittelwerk Genthin das allseits bekannte DDR Trockenscheuerpulver "ATA" und der Starkreiniger "IMI" hergestellt. Der Transport des weißen Grundmittels erfolgte mit der Bahn und dem Nahgüter N 60757, der morgens den Anschluß bediente.
Zwischen Tagebau und der ca. 100 m entfernten Verladeanlage an der Staatsbahn gab es eine Feldbahnstrecke mit Kipploren, die von 2 Dieselloks betrieben wurde. Als 52 8134-0 mit N 6838 am 10.04.1994 diesen Ort durcheilt, sind die Reste der Anlage noch gut zu erkennen. Ideen der Oebisfelder Eisenbahnfreunde diese Feldbahn mit seinem angrenzenden kristallklaren See für touristische Zwecke zu erhalten sind 1992 leider nicht weiter verfolgt wurden. Heute wäre man in der VG Arendsee sicher froh, wenn man so etwas den Touristen hätte bieten können.
100 m weiter östlich am Kilometer 18,8 lag der Haltepunkt "Kläden bei Arendsee". Am 02.08.1985 erreicht P 17323 um 08.02 Uhr planmäßig den Haltepunkt. Dank einheitlicher Ferienzeit in der DDR nutzten auch diese zwei Ferienkinder den August irgendwie außerschulisch, so wie ich, der jetzt morgens fotografieren konnte. Rechts wurde jetzt auch schon bekonnen die Zufahrt zur Verladeanlage für Quarzsand für LKWs zu ertüchtigen.
Die Gegenrichtung bot dieses Bild. Dieser Durchgangsgüterzug am Nachmittag (16.Mai 1987) war außerplanmäßig und verlangte von mir und meiner MZ TS 150 alles ab, was die rasanten Reifenspuren im Sand vor dem Wartehäuschen zeigen. Dieses wurde dann wenig später abgerissen.
Am 06.01.2003 war in Kläden/bei Arendsee nicht mehr viel von der vergangenen DR Zeit zu sehen. Linde und Wartehaus waren genauso verschwunden, wie die Feldbahn mit der Verladestation für Quarzsand.
Stammgast aus Wittenberge war im Frühjahr 1985 stets 50 3641-3 mit ihrem handgemalten Lokschild und dem kleinen DB Scheinwerfer als drittes oberes Spitzlich. Dieser stammte noch aus Zeiten, als Wittenberger Personale mit ihrer BR 03.2 und der Neubau 50.40 über Büchen in den Westen fuhren und sicher dieses DB Souvenier geschenkt bekamen! Hier rumpelt P 17324 über den Weg Kläden-Schrampe in den Hp Kläden ein.
18 Jahre später stand ich dann wohl zum letzten Mal an diesem Wegübergang in Kläden und fotografierte einen planmäßigen Zug. Das war in diesem Fall die in Richtung Wittenberge fahrende Triebwageneinheit 772 109-5.

 

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