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Ab Genzien bog die Gleistrasse von der Straßenführung in Richtung Wittenberge/Seehausen erheblich nach Norden ab und wurde durch abgelegene, unerschlossene Siedlungsgebiete geführt. Eine direkte Verfolgung der Züge war damit nicht mehr möglich und Bilder von diesem Streckenabschnitt sind wesentlich seltener. Hier beginnt der nach Wittenberge fahrende Triebwagen die Reise ins "Abseits". 18.03.2003 |
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Im Sommer 1985 war die hübsche Salzwedeler Triebwageneinheit der Nullserie 171 007 als P 17327 nachmittags nach Wittenberge in Genzien unterwegs. Dampfzüge aus der Gegenrichtung waren dann meistens nicht mehr auf Strecke und ich konnte die Heimreise antreten! |
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Zusätzlich führte die Strecke hinter Genzien genau wieder an das Sperrgebiet zur BRD. Wege und Wälder waren hier durch losen Sand gekennzeichnet, der selbst mit dem Motorrad schwierig zu befahren war. Wegweiser gab es hier auch nicht mehr und irgendwie hatte man hier stets ein ungutes Gefühl, weil man weit weg vom Schuß war! Am nicht beschilderten Verbindungsweg Leppin-Harpe entstand im Mai 1985 dieses typische Bild mit der hier dominierenden Kiefern-Kieslandschaft. Im Hintergrund der Bahnhof Harpe. 27.05.1985 |
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Harpe ist heute noch eines der entlegensten Altmarkdörfer in dem die Zeit ca. 50 Jahre stehen geblieben ist. In den letzten Jahren erkannte die Filmindustrie aus Berlin den Ort und dreht hier öfters Filme in dem der Charme der DDR stimmungsvoll wiedergegeben werden kann. Noch 2003 gab es hier keine befestigten Weg zum Bahnhof und den anderen Ortschaften! Meine Versuche 1985 mit der MZ TS 150 von hier zügig nach Groß Garz weiterzukommen endeten im zu tiefen Sand der Verbindungswege! |
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In Harpe gab es nach der Wende zum Ärger der wenigen Anwohner einen privaten Sammelplatz von DDR (Schrott-) Fahrzeugen und Maschinen vom allseits bekannten "Wurzelsepp" Rainer Biermann. Darunter befand sich auch der sehr seltene Salzwedeler Beiwagen 191 801-9 der noch am 30.07.1977 zum letzten Mal dort untersucht wurde. Als ich im Januar 2001 mit meiner Tochter Lucie hier mal wieder vorbeischaute, war der alte Altmärker hier noch recht gut erhalten und stand in Sichtweite des Bahnhofs. |
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Um zum nächsten Bahnhof Groß Garz am Kilometer 33 zu kommen, mußte man auf befestigten Straßen einen riesigen Bogen über die B 190 fahren, da auch dieser kleine Ort abseits der Zivilisation lag. Die noch zahlreiche PKW-lose Dorfbevölkerung war daher im Mai 1987 noch auf den Zugverkehr angewiesen, was auch die zahlreichen Fahrgäste auf dem Bild beweisen. |
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Ländliche DDR Dorfidylle im Bahnhof Groß Garz als P 17324 am 28.05.1987 nach Arendsee hier ausfährt. Die Energieversorgung mittels Braunkohlen Briketts und der Transport von Baustoffen erfolgte stets per Bahn, gespeist aus den beiden Nahgüterzügen. Hinten links eine typische LPG Tierproduktion. |
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Eine weitere direkte Straßenverbindung zum Bahnhof Krüden am Kilometer 37,4 gab es in den achziger Jahren von Groß Garz wieder nicht, da die Orte durch den Zehrengraben geografisch getrennt sind und man einen Umweg von 12 km fahren mußte! Im Mai 1992 waren dann hier in Krüden noch die klassische Salzwedeler Triebwagengarinitur von 171 004 mit seinen Panoramascheiben neben den von mir gesuchten Fliederbüschen live zu erleben. Der Bahnhof Krüden besaß abweichend von den anderen Haltestellen eine sehr große, aus Ziegeln gemauerte Viehverladerampe. |
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Im Jahr 2002 war vom schönen Bahnhof in Krüden nicht mehr viel zu sehen und die Motive hier recht reizlos. Das Foto entstand damals von den Resten der großen Viehverladerampe, die als wilde Müllkippe "verfüllt" wurde! |
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Noch viel unzugänglicher war die wunderschöne Alandbrücke. Hier mußte man zu Fuß am Deich des Alands entlang, um dieses schöne Motiv zu erreichen. Von der südlichen Deichkrone war man jedoch noch weit weg von der Strecke. Dem Aland hat man bis heute großzügige naturnahe Überschwemmungsräume gelassen, die von den Wassermassen auch mehrmals im Jahr genutzt werden! |
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Vom westlichen Deich bot sich dann dieses Bild auf Triebwagen, Doppelbrücke und den Fluß Aland. |
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Nach der Wende lagerte eine Straßenbaufirma Abraum auf einer steilen Halde direkt an der B 189 Unterführung der Bahn ab. Eine Hose voller Kletten und die Schuhe voll Sand war mir dann am 18.03.2003 den beschwerlichen Aufstieg wert, um dieses schöne Foto zu knipsen. Der Triebwagen nach Wittenberge fährt hier vor Geestgottberg schon durch typische feuchte Elblandschaft und hat die Alandbrücke im Hintergrund schon weit hinter sich gelassen. |
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Ein 90° Grad Schwenk von hier oben in Richtung Norden brachte dann schon die B 189 und den kleinen Ort Geestgottberg mit ins Bild. Im Vordergrund die Straße nach Vielbaum und die Bäume im Hintergrund folgen dem Elbverlauf. |
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Klassischer waren die Fotos von der Straßenbrücke der B 189. Am immer trüber werdenden Morgen des 08.07.1985 erreicht die erste Dampfleistung des Tages mit P 17323 8.50 Uhr diese bekannte Fotostelle. Das neue, noch ungültige Lichtvorsignal der Geestgottberger Einfahrt zeugt von dem radikalen Umbau der Bahnanlagen im Zuge der Elektrifizierung der Magistrale Stendal-Wittenberge. |
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Am 16.05.1987 hing der Draht schon und auch die Lichtsignale hatten die mechanische Technik in Geestgottberg voll ersetzt. Im Vordergrund der Bahnübergang zur alten Elbbrücke (Lossenrade), den alle PKW bis zum Neubau der neuen Straßenbrücke 1976 nutzen mußten. Auch die Tage der Dampfzüge sollten im Mai 1987 hier bald dem Ende zu gehen. |
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Nach der offiziellen Dampf-Abschiedsfahrt der 50 3545-6 des Bw Wittenberge am 28. Mai 1987 konnte man entgegen allen Planungen doch noch nicht auf die Dampfloks in Wittenberge verzichten. Am 05.07.1987 erlebte ich dann zufällig die noch frisch geputzte Maschine wieder im Brückenpendel Einsatz. Auch dieWittenberger 132 580-2 "pendelt" hier in Geestgottberg und wartet auf Züge aus dem Süden der Republik. |
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Am späten Nachmittag des 04.11.1985 war der Draht noch in Arbeit und auch die mechanische Stelltechnik noch in Betrieb. Dieser außerplanmäßige Umleiter aus Salzwedel mit 52 8140 stand hier stundenlang in Geestgottberg und wartete auf die Brückenüberfahrt. Für außer Plan fahrende Güterzüge waren an diesem Nadelöhr auf der Hauptmagistrale zur Ostsee dafür nur wenige freie Fahrzeiten vorhanden. |
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Am trüben 08.07.1985 war an der Brückenauffahrt mit P 17323 noch nichts vom Fahrdraht zu sehen, jedoch die klassische Telegrafenleitung noch vorhanden. |
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Im Mai 1987 hatte sich das Bild genau gewandelt. Die Fahrleitung stand funktionsfähig bis zum Nordkopf Geetsgottberg und die alten Telegrafenleitungen waren entfernt. Da die neue Elbbrücke noch nicht fertig war, konnte man nicht elektrisch nach Wittenberge durchfahren und alle Züge wurden in Geestgottberg auf Diesel und Dampf umgespannt und über die alte Brücke mit 10 km/h geschleppt. Dazu wurde ein Brückenpendel kurzzeitig für die Wittenberger Dampfloks eingerichtet. Hier erbring die Wittenberger 50 3637-1 eine solche Leistung. |
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Der klassische P 17324 14.03 Uhr ab Wittenberge wurde im Jahr 1987 längst nicht mehr mit Dampf gefahren. Seine Leistung ging auf die Wittenberger BR 110/112 über und bei Ausfall des Gag 56847 wurde die Salzwedeler Reko 50 nach wie vor mit ihm nach Salzwedel rückgeführt. Hier wird am 05.07.1985 zusätzlich noch eine 110 als Vorspann nach Geestgottberg überführt, um Brückenkapazitäten frei zu halten. Die Industriekulisse von Wittenberge war nun schon gut zu sehen. |
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Die ungünstigen Hochformatbilder mußte ich im Mai 1987 um Geestgottberg mehrmals von den Brücken erstellen, da mein Objektiv damals nur eine feste Brennweite besaß. Links die für mich sehr ungünstige Rückführung der Salzwedeler Lok am Schluß des P 17324 vor Geestgottberg (mal wieder war der Staubzug ausgefallen) und rechts die Durchfahrt unter der B189 mit einem außerplanmäßigen Umleiter hinter Geestgottberg. |
Mit dem Tele wirkte die Stelle noch beeindruckender. Entgegen allen Parteiplanungen war die neue Brücke im Mai 1987 noch nicht fertig gestellt, was mir zum Glück noch dieses Foto am 16. Mai ermöglichte. Links der Brückenneubau und rechts die Kfz-Zufahrtsstraße auf die alte Brücke. Bis 1976 wurde auch der gesamte Straßenverkehr wechselseitig mit über das rechte Brückengleis auf eingelegten Holzbohlen geführt. Das Verkehrs-Chaos hier auf Fahrten an die Ostsee werde ich mein Leben nie vergessen! |
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Die alte Brücke wurde stets von beiden Seiten von Transportpolizei und Reichsbahnern bewacht. Nur nach langen bitten und betteln, gestattete man mir am 15. Mai 1987 unter Aufsicht an der Bk Süd diese direkte mittige Brückenaufnahme. Der Brückenkopf wies damals noch gut sichtbar die Beschädigungen aus dem Zweiten Weltkrieg auf und Elbe und der VEB Veritas Nähmaschinenwerk bildeten ein einmaliges Panorama. Übrigens endete an der Elbe die Altmark sowie der Bezirk Magdeburg und die Prignitz began hier im Bezirk Schwerin. |
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Die neue Elbrücke Wittenberge war der längste Brückenneubau (über 1 km Länge) der DDR und wurde nach 5 Jahren Bauzeit im September 1987 verspätet dem Verkehr übergeben. Mit ihrer Indienststellung endete auch der Planeinsatz der Salzwedeler Dampfloks, so dass diese planmäßig die neue Brücke nicht mehr befahren haben. Mit der Übergabe war das letzte Nadelöhr der Ostseemagistrale zwischen Leipzig und Rostock Geschichte. 155 255-3 bringt hier im Sommer 2002 einen typischen Kalileerzug über die beeindruckende Brücke zurück in den Süden. |
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Der Hauptbrücke folgte noch vor der südlichen Bahnhofseinfahrt Wittenberge eine weitere Kanalbrücke über einen Elbarm zum Industriehafen. Direkt dahinter die Industrieruine einer der weltweit bekanntsten deutschen Qualitätsbetriebe des 20. Jahrhunderts. Die Singer/Veritas Nähmaschinenfabrik mit der größten Turmuhr Deutschlands. |
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Eisenbahn in der Altmark |